Mit einem Begleiter, dem ledigen
Burschen Johann Albrecht vom Hause Greifendorf Nr. 273,
ein Bruder der Karolina Albrecht (Mertlkarlina) pilgerten der Vater
des Chronisten Albert Schwab von Greifendorf Nr. 109
zur Weihnachtszeit 1858 nach Rom.
(Der Bericht wurde 1934 von Albert Schwab in Greifendorf in der Gemeindechronik
Band vier veröffentlicht.)
7. Eine Pilgerreise von Greifendorf nach Rom in den Jahren 1858 –
1859
Schon
als kleiner Knabe hörte ich (Albert Schwab - Anm. die Red.)
mit grösster Aufmerksamkeit den Erzählungen meines im Jahre
1835 geborenen Vaters (Bernard Schwab - Anm. die
Red.) zu, wenn er an den Winterabenden nach der Tagesarbeit mit seinem
guten Rednertalent über Ereignisse von Greifendorf aus alten Zeiten
erzählte, wovon uns Kindern besonders die ausführliche Schilderung
seiner Rom Pilgerschaft im Jahre 1858 bis Anfang 1859 interessierte.
Mit einem Begleiter, dem ledigen Burschen Johann Albrecht
vom Hause Nr. 273, ein Bruder der Karolina Albrecht (Mertlkarlina) fuhren
beide als Pilger gekleidet mit dem Pilgerstab in der Hand, der sich gegenwärtig
(= 1934 - Anm. die Red.)
zu Händen des Karl Schwab Nr. 123 (*1903, Sohn von Albert Schwab?
- Anm. die Red.) befindet, mit der Staatsbahn bis Wien.
Von Wien aus gingen sie zu Fuß bis Triest, fuhren per Schiff über
die Adria bis zum Seehafen Ancona, von wo aus die Weiterreise zu Fuß
bis nach Rom fortgesetzt wurde. Zur Sicherheit vor räuberischen Überfällen
wurde ihnen durch Veranlassung eines Triester Klosters von Ancona aus
ein bewaffneter Begleiter bis nach Rom beigestellt.
In Rom verweilten mein Vater und Albrecht vier Wochen lang, wurden nach
Erledigung bestimmter Bedingungen vom hl. Vater Papst Pius IX.
(Amtszeit von 1846-1878) in halbstündiger Audienz empfangen, wobei
der sie dem Papste über Land und Leute ihrer Heimat erzählen
mussten, durch einen Dolmetscher, ihnen dann eine Schüssel voll Andenken
von Rom weihte und meinem Vater ein Bronzekreuz mit einem Partikelchen
vom Kreuze Christi und 6 andere Reliquien mit den dazu gehöriger
Authentik als Andenken überreichte. Dieses kostbare Kreuzlein ist
in Verwahrung des Josef Schwab Kaufmannes (Haus Nr. 150, *1902, Sohn
von Albert Schwab? - Anm. die Red.) und andere Sachen vom Rom Andenken
dazu.
Nach dieser hoch beglückenden Audienz war ihnen auch gestattet die
Sixtinische Kapelle und die Vatikanische Bibliothek zu besichtigen. Auch
hatten beide Gelegenheit einen Rundfahrt des Papstes mit seinem ganzen
Hofstaat in den prachtvollen Galakleidern und Galawägen des Papstes
und der vielen Kardinälen, die Garde zu Fuß, anzusehen.
(für
die Ansicht des ganzen Pontifikalzuges bitte hier,
oder auf das Bild klicken)
Am Hl. Christabend konnten sie sich auch die, von zwei
Schweizergardisten bewachte, in Kristall gefasste Krippe von Nazareth,
wo das Christkindlein gelegen hat, ein Stück davon, ansehen und wohnten
all den bezaubernden Feierlichkeiten in der Peterskirche während
der Weihnachtsfeiertage bei.
Nachdem die zwei Pilger die wertvollsten Sehenswürdigkeiten von Rom,
besonders jene der vielen Kirchen geschaut, ging ihre Wanderschaft weiter
bis zu dem berühmten 556 m über dem Meeresspiegel gelegenen,
vom hl. Benediktus im Jahre 529 gegründeten Benediktiner-Ordenskloster
am Monte Kasino, wo sie nach strenger Durchsicht ihrer
Dokumente und Empfehlungsschreiben eine sehr gastfreundliche Aufnahme
fanden.
Dieses große Kloster hat eine dreischiffige herrliche Basilika,
die sehr reich mit Florentiner Mosaiken ausgestattet ist, eine kostbare
Bibliothek mit 50.000 Bänden, zahlreichen wertvollen alten Handschriften
und eine kostbare Gemäldegallerie. Da gab es für die Pilgrime
in dem mehrtägigen Aufenhalt daselbst viel zu schauen.
Während mein Vater von hier aus seine Rückreise in die Heimat
wieder zu Fuß antrat,wurde Johann Albrecht über
inständiges Bitten als Ordensbruder in diesem Kloster aufgenommen
und nach seinem einige Jahre darnach erfolgten Ableben auf dem Friedhofe
am Monte Kasino beerdigt.
Viele Sonntage hindurch war die Bauernstube meines Großvaters auf
Nr. 109 voll von Menschen denen mein Vater die vielen Erlebnisse einer
Romreise erzählen musste und vielen von den Zuhörern Andenken
aus Rom die vom hl. Vater geweiht waren, zumeist Rosenkränze,
schenkte.
(Der
Bericht wurde 1934 von Albert Schwab in Greifendorf in der Gemeindechronik
Band IV veröffentlicht.)
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