10. Pater Engelmar Unzeitig aus Greifendorf Pater Engelmar (Hubert) Unzeitig war
katholischer Ordenspriester und Mitglied der Congregation der Mariannhiller
Missionare (CMM).
Das sehr religiöse Elternhaus prägte ihn entscheidend. Nach dem Verlust ihres Mannes mußte die Mutter auch die religiöse Erziehung der Kinder allein in die Hand nehmen. Im Alter von neune Jahren – am 16. Mai 1920 – empfing Hubert zum erstenmal die heilige Kommunion. Und am 26. September 1921 wurde er von Bischof Dr. Karl Wisnar in der Pfarrkirche zu Zwittau gefirmt. Huberts Schwester Maria (Ordensname: Huberta) erinnert sich:
Auch in der Volksschule, die er vom
16. September 1917 – es war Krieg und es herrschte eine große
Hungersnot – bis zum 27. Juni 1925 besuchte, fiel er durch große
Frömmigkeit, tadelloses Verhalten und enormen Fleiß auf. Nach
der Volksschule arbeitete Hubert beim Bauern August Janka in Vresice (Pfarrei
Kretin, Bistum Brünn) als Landwirtschaftsgehilfe um sein Tschechisch
ein wenig aufzupolieren. Er war erst 14/15 Jahre alt, mußte aber
so ziemlich alle Arbeiten tun, die von einem Bauernknecht erwartet wurden,
das Tragen ganz schwerer Lasten ausgenommen. Hubert blieb bis auf den
Tag genau ein Jahr in Vresice, nämlich vom 9. Juli 1925 bis zum 9.
Juli 1926. Dann kehrte er nach Greifendorf zurück und half wieder
seinen Schwestern auf dem eigenen Hof.
Durch die Missionszeitschrift
„Vergissmeinnicht“ der Mariannhiller reifte in ihm der Entschluss,
Priester bei den Mariannhiller Missionaren zu werden. Er sprach mit seiner
Mutter darüber (die nur schweren Herzens einwilligte, weil er der
einzige männliche Nachkomme auf dem Hof war) und beriet sich mit
einem Pater im Kloster Vierzighuben. Dann schrieb er an die Mariannhiller
Missionare in Reimlingen/Ries und bat um Aufnahme in den Orden.
Am 18. April 1928 dann trat er 17-jährig in deren Spätberufenenseminar der Mariannhillerin Reimlingen/Ries in der Diözese Augsburg ein. Pfarrer Gustav Schneider (gebürtiger Greifendorfer), 1946 aus der sudetendeutschen Heimat vertrieben, erinnert sich an die damalige Zeit:
Nach dem Abitur am Ordensgymnasium der Marianhiller in Reimlingen im Jahr 1934 begann er ein einjähriges Noviziat in St. Paul bei Arcen (Niederlande). Am 1.5.1938 legte er die Ewigen Gelübde ab. Er studierte im Würzburger Seminar der Mariannhiller Theologie und Philosophie und wurde nach dem Studium am 06.08.1939 in der Herz-Jesu-Kirche in Würzburg zum Priester geweiht.
Noch während seines Primizurlaubs brach der Zweite Weltkrieg aus. Anschließend war er als Seelsorger tätig. Er kam nach Riedegg bei Linz an der Donau in Österreich und wurde dann im Herbst 1940 Pfarrverweser in Glöckelberg im Kreis Krumau im Böhmerwald, Nachdem er ein halbes Jahr als Seelsorger in Glöckelberg im Böhmerwald tätig war, wurde er 1941 wegen „tückischer Äußerungen und Verteidigung der Juden“ angezeigt und am 21.04.1941 von der Gestapo verhaftet und ohne Gerichtverhandlung nach sechs Wochen Untersuchungshaft in Linz an der Donau am 8. Juni in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Seine Hoffnung auf rasche Entlassung erfüllte sich nicht und es begann eine vierjährige Leidenszeit. Trotz der harten Bedingungen des Lagerlebens war Pater Engelmar immer still und hilfsbereit. Als im Winter 1944/45 im Lager eine Flecktyphusepidemie ausbrach, meldete er sich 34-jährig freiwillig zur Pflege der vor allem russischen Gefangenen. Mit Pater Engelmar meldeten sich 20 Geistliche freiwillig zur Krankenpflege, den sicheren Tod vor Augen. Nach Aussagen von Mithäftlingen war er ein Musterbeispiel der Nächstenliebe, ein „Held der Caritas“. Pater Engelmar wurde schließlich selbst Opfer der tückischen Seuche, er erkrankte an Fleckentyphus und wurde am 20.02.1945 in das Häftlingskrankenhaus aufgenommen. Er verstarb am 2. März 1945 um 7.20 Uhr in Dachau in Bayern. Als Todesursache wurde Versagen von Herz und Kreislauf bei Typhus exanthem angegeben. Seine Urne wurde auf abenteuerliche Weise aus dem Lager geschmuggelt und am Karfreitag 1945 auf dem städtischen Friedhof in Würzburg beigesetzt. Am 20.11.1968 wurde die Urne in die Mariannhiller Herz-Jesus-Kirche überführt. Der Seligsprechungsprozeß wurde eingeleitet. Das Erhebungsverfahren zum Seligsprechungsprozess wurde am 26.07.1991 in durch Bischof Dr. Paul-Werner Scheele in Würzburg eröffnet und die Akten gingen im Sommer 1998 nach Rom zur Kurie. Am Freitag den 22. Januar 2016 hat Papst Franziskus den Mariannhiller Missionar Pater Engelmar Unzeitig offiziell zum Märtyrer erklärt. Das gab das Presseamt des Vatikans bekannt. Am 24. September 2106 wird im Dom zu Würzburg die Seligsprechung des Mariannhiller Missionars, Pater Engelmar Unzeitig CMM, stattfinden. Der Vertreter des Papstes bei den Feierlichkeiten wird Kardinal Angelo Amato sein, der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen. (6) Gedenktag katholisch: 2. März 1946 werden die meisten Sudetendeutschen,
auch Pater Engelmars Verwandte aus ihrer Heimat vertrieben. Auch Pater Engelmars Schwestern wurden
Ordensschwestern. 1937 trat Regina (Ordensschwester Adelhilde) *1914 ,
Pater Engelmars jüngste Schwester, bei den Mariannhiller Missionsschwestern
vom Kostbaren Blut in Wernberg/Kärnten ein. Seine Schwester Maria
(Ordensschwester Huberta), *1909 wurde 1949 Mariannhiller Missionsschwester
in Neuenbeken.
Friedens- und Versöhnungskirche
Glöckelberg Glöckelberg, das Pfarrdorf im
Böhmerwald (Tschechische Republik), wo Pater Engelbar Unzeitig 1941
von der Gestapo verhaftet wurde, gibt es nicht mehr; es wurde nach 1945,
nach der Vertreibung der Deutschen, von der tschechoslowakischen Republik
zerstört und geschleift. Allein die Kirche blieb stehen, zeitweise
als Munitionslager im Sperrgebiet benützt. Sie verfiel jedoch im
Laufe der Jahre. Seit der „Prager Wende“ 1990 ist der Ort,
wo einst Glöckelberg stand, wieder zugänglich. Inzwischen wurde
auch das alte Gotteshaus restauriert, mit Hilfe der ehemaligen Glöckelberger.
Eines der bunten Chorfenster zeigt Pater Engelmar mitten unter KZ-Häftlingen.
Die Kirche von Glöckelberg – so ist der Wunsch vieler Gläubiger
– soll zur Friedens- und Versöhnungskirche werden; zum Wallfahrtsort
für Europa, vor allem für Christen aus Österreich, Deutschland
und der Tschechei. Jedes Jahr im Juni findet eine Wallfahrt zum Gedenken
an P. Engelmar Unzeitig statt. Die Persönlichkeit Pater Engelmars
(Österreicher, Tscheche, Deutscher) könnte zur europäischen
Integration beitragen. Werke: Quellen und Literatur: 2) Adalbert Ludwig Balling, Eine Spur der Liebe hinterlassen. Pater Engelmar (Hubert) Unzeitig, Mariannhiller Missionar "Märtyrer der Nächstenliebe" im KZ Dachau, Würzburg 1984; 3) Adalbert Ludwig Balling, Gute Menschen sterben nicht, sie leben fort in der Erinnerung ihrer Freunde – Mariannhiller Porträts, Würzburg 1989, S. 196-200; 4) Pater Engelmar (Hubert) Unzeitig, Mariannhiller Missionar, in: Helmut Moll (Hrsg.), Zeugen für Christus - Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Paderborn u.a. 1999, Bd. 2, S. 813-816; 5) R. Grulich, Der „Engel von Dachau“ war ein Landsmann Oskar Schindlers. Zum 50. Todestag von Pater Engelmar Hubert Unzeitig, in: Mitteilungen des Sudetendeutschen Priesterwerks 1995, S. 7-10. 6) Termin für Seligsprechung ist festgelegt (Meldung vom 10.02.2016 auf der Netzseite: Leben und Wirken von Pater Engelmar Unzeitig.).
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